Ist die Verteilung von Preisgeldern in den europäischen Top-Ligen fair? Beispiel Bundesliga

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Es handelt sich um einen Gastbeitrag von David Danilovic.

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Die Einnahmen der Bundesligisten setzen sich aus verschiedensten Posten zusammen. Da sind zum einen die Kartenverkäufe, Transfereinnahmen und Sponsoring, die für die meisten Vereine den Großteil der eigenen Einnahmen stellen. Hinzu kommen allerdings noch die TV-Gelder national und international plus die jeweiligen Wettbewerbsprämien aus Champions League und Europa League. Dabei ist es besonders die Aufschlüsselung dieses zweiten Teils, die interessante Fragen über die Verteilung von Preisgeldern im Fußball aufwirft. Im nachfolgenden Text wollen wir darauf nun konkreter eingehen, um zu ergründen wie „fair“ das Geld unter den Vereinen verteilt wird.

Für den nationalen Wettbewerb, also das Abschneiden in der Bundesliga, werden die TV-Gelder (aus der Vermarktung der Bildübertragungsrechte )nach den Platzierungen in der Abschlusstabelle vergeben. Obendrein wird hier eine Gewichtung berücksichtigt, die die Platzierungen der letzten 5 Jahre mit einbezieht. Hierdurch wird also eine gewisse Konstanz in der eigenen Leistung belohnt. Betrachten wir die tatsächliche Aufsplittung des Geldes, wird deutlich, dass die Abstufungen zwischen den einzelnen Vereinen durchaus sinnvoll sind. So hat für die Saison 2016/2017 der Ligen-Primus Bayern München 41 Mio. € an TV-Geldern (national) eingenommen, während RB Leipzig mit lediglich 20,5 Mio. € das Schlusslicht in dieser Kategorie ist. Das scheint auf den ersten Blick ein horrendes Ungleichgewicht zu sein, allerdings liegt der Rest der Liga noch dazwischen. Ziemlich genau 1 Mio. € betragen demnach die Zwischenschritte zwischen den anderen Vereinen und deren Platzierungen, so dass die Kluft relativ klein bleibt. Hier kann also durchaus von einer fairen Verteilung gesprochen werden.

Bei näherem Hinsehen entsteht die Problematik jedoch bei der Verteilung von internationalen Fernsehgeldern und den Prämien für die Teilnahme an Europa League und Champions League. So gibt es zwar für alle Vereine eine Pauschalzahlung von 2,5 Mio. €, die restlichen Gelder verteilen sich allerdings logischerweise nur auf die Vereine, die auch tatsächlich im Wettbewerb spielen. Dabei ist der Auftritt in der Champions League natürlich besonders lukrativ, da im Schnitt ca. 20 Mio. € hierfür ausgeschüttet wird. Hinzu kommen die Prämien für das Teilnehmen an den eigentlichen Wettbewerben, die wiederum von der UEFA gezahlt werden. Diese werden nach einem relativ komplizierten Schlüssel vergeben, jedoch ist selbst die eigentliche Gruppenphase für Vereine schon finanziell lohnenswert. So hat beispielweise Bayer Leverkusen ca. 40,5 Mio. € hieraus eingenommen, ähnlich wie Borussia Mönchengladbach, Dortmund und Bayern liegen sogar noch deutlich drüber. Der FC Schalke konnte seine Teilnahme an der Europa League in ungefähr 20,7 Mio. € ummünzen, nichtsdestotrotz macht sich hier so auch schon der Unterschied zwischen CL und EL deutlich. Im Hinterkopf sollte man hierbei behalten, dass alle anderen Vereine, die sich nicht qualifizieren konnten, sozusagen „leer“ ausgehen. Die Differenzen in möglichen Preisgeldern sind dadurch enorm und genau ab diesem Punkt entsteht quasi ein „Gefälle“. Verdeutlichen wir dies an einem kleinen Beispiel: Für den Fall, dass Borussia Dortmund nächste Saison Meister werden sollte,deren Chancen zur Zeit laut Wettanbieter Betway bei 6.00 stehen (Stand 20.06.2017), dann wäre dem BVB ebenfalls die Teilnahme an der Champions League gesichert. Die tatsächlichen Mehreinnahmen würden sich aber größtenteils trotzdem wieder nach dem Abschneiden im eigentlichen Wettbewerb richten, es macht also kaum Unterschied, ob man sich theoretisch als Meister qualifiziert oder als Dritter. So oder so kann man mit Geldern zwischen 40-60 Mio. € kalkulieren. Nehmen wir zum Vergleich den SV Werder Bremen, der in dieser Spielzeit knapp am europäischen Wettbewerb vorbeigeschrammt ist. Sollte man sich in der darauffolgenden Saison für die Europa Leauge qualifizieren, winkt ein sattes Plus von bis zu 20 Mio. € oder sogar mehr, falls man es sogar in die Königsklasse schafft. Besonders für Vereine dieser Größenordnung machen solche Zahlungen einen gewaltigen Unterschied.

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Stellt sich nun abschließend die Frage, ob ein solches System als „fair“ bezeichnet werden kann. Wie eingangs erwähnt ist die Verteilung der eigentlich TV-Gelder durchaus fair, erst bei den Prämien im internationalen Bereich fängt das Zerrbild an. Erfolg monetär zu belohnen, also quasi eine Art Leistungsprinzip, ist in einer wettbewerbsorientierten Liga durchaus sinnvoll. So wird ein zusätzliches Anreizsystem geschaffen, um gute Leistung zu bringen und somit die Qualität des Spiels stetig zu verbessern. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die Top-Teams im internationalen Vergleich auf diese Gelder angewiesen sind, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass sich so ein Muster von „die Reichen werden reicher“ etabliert, da mehr finanzielle Mittel meist bessere Chancen auf eine hohe Platzierung in der Tabelle zur Folge haben, was wiederum Mehreinnahmen durch Preisgelder bedeutet und so weiter. Es droht also ein Kreislauf zu entstehen, der kleinere Vereine über lange Sicht „austrocknet“. Ein Mangel an Parität und dementsprechend eine weniger unterhaltsame Liga wären das Endergebnis. Ein erster Versuch dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist die Neuverteilung der TV-Gelder in der Bundesliga ab kommender Saison. Zukünftig möchte man Tradition und Jugendarbeit in die Kalkulation einbeziehen, damit man so auch andere Faktoren in dieser Gleichung berücksichtigt, zumindest ein erster Schritt zu mehr Fairness.

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