Dynamo Dresden: Aufstieg zur 2. Liga – Fluch oder Segen?

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Und täglich grüßt das Murmeltier. Ähnliche Gedanken werden Beobachter gekommen sein, welche den Aufstieg des sächsischen Drittligisten SG Dynamo Dresden am 16. Mai 2021 beobachtet haben. Mit einem furiosen 4:9 Sieg über Türkgücü München spielte sich die SGD, wie der Klub von Fans genannt wird, in die 2. Bundesliga. Eigentlich ein freudiges Ereignis. Hätte sich während und nach dem Spiel nicht gezeigt, dass ein Teil der Fanszene die Chance für unschöne nicht ungenutzt gelassen hat. Mehrere tausend Fans feierten um das Rudolf Harbig Stadion. Einige hundert ließen die Situation allerdings eskalieren. Es entwickelte sich eine aggressive Stimmung, die in heftige Krawalle umschlug. Wieder einmal die Dynamo Fans! Ein Gedanke, der vielen Beobachtern kommt. Wie wirkt sich der Ligaaufstieg für den Verein finanziell aus? Und hat das Debakel um die „Fanfeier“ Folgen?

Der Aufstieg – eine Erfolgsgeschichte

Wer gern kostenlos Automatenspiele zockt, kennt sich mit Fortuna bestens aus. Der Erfolg eines direkten Wiederaufstiegs von Dynamo Dresden hat allerdings nicht im Ansatz damit zu tun, dass sich Trainer Alexander Schmidt auf sein Glück verlassen würde. Nach dem Abstieg aus der letzten Saison haben Mannschaft und Trainerstab alles darangesetzt, wieder in die 2. Bundesliga zu kommen. Das Ziel direkter Wiederaufstieg hat funktioniert und macht die SGD zum Rekordaufsteiger. Bereits 2011 und 2016 gelang dem Klub der Einzug in die zweithöchste deutsche Spielklasse.

Leider überschatten die Fan-Krawalle vom 16. Mai nicht nur diesen Rekord. Dynamo Dresden ist seit 2017 die erste Mannschaft, welcher der direkte Aufstieg gelungen ist. Zudem hat die SGD in der abgelaufenen Spielzeit die höchste Zahl an Siegen eingefahren. Mit nur 29 Treffern im eigenen Kasten hat sich Dresden zudem als Mannschaft mit einer exzellenten Abwehr profiliert. Fußball kann Dynamo spielen. Und wird angesichts der Leistungen in der 2. Liga für die anderen Klubs – wie den Absteiger Bremen – eine harte Nuss.

Finanzieller Erfolg: Das bringt der Aufstieg in die 2. Liga

Für Dynamo Dresden ist die sportliche Leistung der Saison 2020/2021 beachtlich. Der Klub konnte zeigen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Deren Umbau zum Erfolgsteam war ein Kraftakt. 24 Spieler verließen den Klub, 25 neue Spieler kamen hinzu. Transfers, die Geld kosten. Die Tatsache, dass Dynamo in den Abstieg mit einem finanziellen Polster gegangen ist, dürfte die Folgen etwas gemildert haben. Der direkte Aufstieg macht sich finanziell auf jeden Fall bezahlt. Der Grund sind die höheren Einnahmen, welche sich hierdurch erzielen lassen. Seitens der SGD „klingelt“ die Kasse allein durch den Einzug in die 2. Fußball-Bundesliga.

Wo kann der Verein mit Mehreinnahmen rechnen? Es geht hier um verschiedene Bereiche. Unter anderem macht sich der Wiederaufstieg finanziell bei:

  • Ticketpreise
  • Verkäufen von Fan-Artikeln
  • Medienrechten
  • Sponsoring

bemerkbar. Dass die Fans den Aufstieg nicht nur feiern, sondern die SGD die Leistung auch vergolden, beweist der Klub selbst. In einer Pressemeldung erklärte Dynamo, nach dem Aufstieg habe es einen Run auf den Fanshop gegeben. Allein 10.000 T-Shirts des Aufsteigers sind demnach über die Ladentheke gegangen. Die im Bestand limitierte Aufstiegsbox war bereits nach einem Tag ausverkauft. Mit bis zu 15.000 Zugriffen innerhalb der ersten halben Stunde nach Abpfiff verzeichnete der Online Shop riesige Zugriffszahlen. Insofern dürfte sich allein schon kurzfristig die sportliche Leistung gelohnt haben. Der Plan, nach dem Abstieg direkt wieder zweitklassig zu werden, ist aufgegangen. Beim Merchandise so in die Vollen zu gehen – für den Klub aber auch ein Vabanquespiel.

Besonders deutlich werden die Mehreinnahmen aber beim Sponsoring und den Übertragungsrechten ausfallen. Hier fließen hunderte Millionen Euro an die Klubs. Einen großen Batzen erhalten Mannschaften der 1. Bundesliga. Jedes Team kann hier mit mehreren Dutzend Millionen Euro rechnen. Aber auch die 2. Bundesliga bekommt noch ein appetitliches Stück vom Kuchen. 2020 bezifferten Medienberichte die Summe auf mehr als 230 Millionen Euro. Aufgrund des Verteilungsschlüssels der DFL hätte Dynamo zwar auch in der 3. Liga noch von seinen Erfolgen vor dem Abstieg profitiert.

Allerdings wäre der Anteil mit jedem Jahr zusammengeschmolzen. Dank des direkten Wiederaufstiegs sichert sich der Klub am Ende Millionen. Beispiel Würzburger Kickers: Für den Aufsteiger der letzten Spielzeit sind durch die Übertragungsrechte mehr als 7 Millionen Euro drin gewesen. Dass mehr Einnahmen durch Sponsoring entstehen, liegt einfach an der höheren Attraktivität der 2. Bundesliga.

Aufstieg verursacht auch Mehrausgaben

Das Einziehen in die 2. Bundesliga erscheint im ersten Moment wie ein Goldesel. In der Praxis darf nicht vergessen werden, dass mit dem Einzug in Zweitklassigkeit auch höhere finanzielle Verpflichtungen verbunden sind. Es dürfte wahrscheinlich kein Spieler einen Vertrag unterschreiben, in dem nicht Punkte- und Aufstiegsprämien verankert sind.

Hierdurch sichern sich Profis finanziell ihren Anteil am Erfolg des Klubs. Üblich sind Prämien für Punkte und Siege in der Liga für den Aufstieg. Entsprechende finanzielle Anreize erhält häufig auch das Trainerteam. Natürlich legen alle Beteiligten die Zahlen nicht auf den Tisch. Aus der Praxis bei anderen Klubs lässt sich vermuten, dass Dynamo nicht anders verfährt. Zusätzlich geht es um Aufstiegsprämien, welche gezahlt werden. Am Thema HSV und der 1. Bundesliga haben Sportzeitungen versucht, das Ganze einmal durchzurechnen. Das Ergebnis sind mehrere Millionen, welche allein für den Aufstieg der Hamburger in die höchste Spielklasse fällig wären. Auf die direkte Frage in einem Interview hat sich zu diesem Thema Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Becker nicht eindeutig geäußert. Er sprach lediglich von individuellen Vereinbarungen.

Fan-Krawalle: Dynamo Dresden wird zur Kasse gebeten

Bleibt im Hinblick auf die Finanzen noch ein kritischer Punkt: Fan-Krawalle. Leider sind gerade die Ultras der SGD bekannt dafür, es häufiger eskalieren zu lassen. Schon 2016 war der Aufstieg in die 2. Bundesliga davon überschattet, dass einige vermeintliche Fans des Vereins für Krawalle sorgten. Diesmal eskalierte die Situation rund um das Heimstadion in Dresden mit Straßenschlachten. Seitens des DFB oder der DFL wurde bisher keine Strafe gegen den Verein angekündigt. Aber: In der Vergangenheit hat der Verein mehrfach wegen seiner Fans – unter anderem nach dem Drittligaspiel beim FC Bayern München II 2009 oder der Partie in der 3. Liga gegen Jahn Regensburg 2010 – in die Tasche greifen müssen. Mittlerweile gehen die Strafen aufsummiert in die hunderttausende Euro. Besonders schmerzhaft dürfte die sechsstellige Strafe aus dem Oktober 2011 gewesen sein.

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