Auf der britischen Insel sorgt aktuell ein Phänomen für Furore, mit dem sich die Fußballvereine hierzulande intensiver befassen sollten, und zwar im Hinblick darauf, ob aus diesem Erfolgsbeispiel Ableitungen für das eigene Marketing gezogen werden könnten bzw. sollten.
Die Rede ist von Hastag United. Bei Hashtag United handelt es sich um ein Freizeit-Fußballteam. Der Mittzwanziger und aktive Youtuber Spencer Owen rief diesen “Verein” ins Leben. Sein Konzept: Trainingseinheiten und Spiele werden von vier Kameras aufgezeichnet und anschließend als Highlights auf Youtube publiziert. Nach nicht einmal einem halben Jahr stehen Spiele gegen Mitarbeiter-Teams von Manchester City, West Ham United und Google zu Buche. Das spektakulärste Spiel fand dabei im Wembley Stadion statt. Nicht schlecht für ein paar Hobbykicker.
Noch spektakulärer ist aber die Reichweite, die Hashtag United erreicht. Die Videos auf dem Kanal Spencer FC erreichen innerhalb kürzester Zeit ein Millionenpublikum. Das jüngste Video über eines der Spiele im Stadion an der Anfield Road in Liverpool wurde in gerade einmal zwei Tagen rund 500.000 mal angesehen. Obwohl Hashtag United an keinem regulären Spielbetrieb teilnimmt, hat man – wie es sich für einen echten Profiverein gehört – einen Trikotsponsor und einen Ausrüster.
Wenn Hobby-Kicker eine derartige Reichweite auf Youtube erreichen können, die – wie erwähnt – an keinem Spannung erzeugenden Ligabetrieb teilnehmen, was muss dann erst bei Fußballvereinen in regulären Ligen möglich sein, die immerhin eine z.T. seit Jahrzehnten etablierte Fanbase aufweisen können? Der technische Fortschritt in Form niedrigpreisiger HD-Kameras macht es möglich, dass Vereine kostengünstig Spiele aufzeichnen können. Vielleicht tun sie dies aus sportlichen Gründen ohnehin. Via Youtube kann dieser Content reichweitenstark adressiert und sogar monetarisiert werden. Das Analyseportal Socialblade errechnet für den Youtube-Kanal Spencer FC eine tägliche Reichweite von ca. 680.000 Klicks. Die (Median-)Monatseinnahmen über die interne Monetarisierung-Option des Portals werden auf über 30.000 Euro geschätzt. Die Einnahmen aus der Google Adsense Vermarktung der Videos werden von Experten als eher sekundärer Einnahmestrom eingeschätzt. Durch Direktvermarktung sind in der Regel weit größere Umsätze möglich.
Die Zahlen sprechen für sich und sollten zumindest in Deutschland die Vereine ab der vierten Liga, wo eine TV-Präsenz zu absoluten Ausnahme gehört, aufhorchen lassen.
Videoportale aber auch für Top-Vereine relevant
Während unterklassige Vereine das weltgrößte Google-Videoportal als Vehikel nutzen können, um so die für Sponsoren wichtige TV-Präsenz überhaupt erst zu erlangen, ist Youtube aber auch für die Spitzenvereine ein idealer Social Media Kanal. Die Hamburger Analysefirma Veescore hat für den Youtube-Kanal LiHa2004 Datenmaterial über die Top10-Fußballkanäle weltweit erhoben. Unter den ersten zehn Kanälen sind vor allem Publisher, die der “Youtuber-Szene” entstammen sowie eine Fußball-Liga und ein Verband. Mit Real Madrid ist lediglich ein Verein auf dem letzten Platz in der Wertung. Wenn man bedenkt, dass Konstantin Hert, 29jähriger Ex-Student aus Stuttgart mit Freekickerz den weltweit reichweitenstärksten Fußballkanal auf Youtube (mit > 4,7 Millionen Abonnenten und mehr als einer Milliarde Abrufen) betreibt und mehr als doppelt so viele Abonnenten als Real Madrid hat, dann dürfte das Potential für die großen Vereine nur ansatzweise umrissen sein…
Die Top10 der Fußballkanäle auf Youtube mit umfangreichem Datenmaterial:
[su_youtube url=“https://www.youtube.com/embed/lIDu4iZxQ-s“]