Fußball als Wirtschaftssimulation

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fmo_managerIm Folgenden handelt es sich um einen Gastbeitrag:

Kopplung der Einnahmen an die Erfolge

Eine spezielle Art von Computer-Spielen stellen die sogenannten „Fussball-Manager“ da. Es handelt sich dabei um Spiele, in welchen sich der Spieler in die Rolle eines Fußball-Trainers, genauer: Teammanagers eines Fußball-Klubs versetzt.

Möchte man ein solches Online-Spiel neu entwickeln, so steht man unter anderem vor der Herausforderung, die wirtschaftliche Seite der Fussballwelt realitätsnah abzubilden. Der FMO Fussball Manager, ein als Browserspiel umgesetzter Repräsentant des Genres nimmt für sich in Anspruch, diese Aufgabe gut gemeistert zu haben.

Eine der zentralen Fragen, die in der konzeptionellen Designphase der Entwicklung gelöst werden muss ist die Kopplung der Einnahmen der Teams an deren Erfolge. Bei FMO Fussball Manager geschieht dies durch die Definition einer sogenannten „Fanbasis“, die wie der Name schon sagt, durch eingefleischte sowie potentielle Fans gebildet wird.

Einnahmequellen und Ausgabeposten

Unter dem Strich generieren die Fans die Einnahmen ihres Vereins. Sie tun dies direkt, indem sie die Stadien bei Heimspielen füllen, den Fernseher während der Übertragung der Spiele ihrer Mannschaft einschalten und die Fanartikel ihres Lieblingsvereins kaufen. Und indirekt tun sie es, indem ihre Wahrnehmung und Leidenschaft mit Hilfe der Vereine auf die Produkte und Dienstleistungen der Partner gelenkt wird, die als Sponsoren fungieren oder die zahlreichen Werbeflächen eines Vereins füllen.

Daraus resultieren die zentralen Einnahmequellen eines Fußball-Vereins:

  • Ticketverkauf
  • Sponsoring
  • TV-Verträge bzw. -Einnahmen
  • Fanartikelvertrieb

Auf der Ausgabeseite der Bilanz stehen den Einnahmen die (Spieler-) Gehälter, Stadionkosten und Jugendkader-Förderung gegenüber.

Komplettiert wird das Bild durch die Transferaktivitäten (Einnahmen und / oder Ausgaben).

Die Ausbalancierung der beiden Seiten der Bilanz sowie eine gerechte Kopplung an die kurz- und langfristigen Erfolge der Teams stellt dabei eine wichtige Aufgabe dar. Ferner muss ein Länder-übergreifender Wettbewerb Eingang in die entsprechenden Berechnungen finden. Gelingt dies alles nicht, so gerät das Spiel schnell in eine Schieflage, was im schlimmsten Fall die Unspielbarkeit oder zumindest eine große Unzufriedenheit der User bedeutet.

Modellierung der Fanbasis

Die Grundlage zur Berechnung der Fanbasis bilden die Erfolge eines Vereins in den Wettbewerben, an welchen er teilnimmt. Im Falle eines Erstligisten wäre dies die Liga (Meisterschaft), der nationale Pokal sowie ggf. ein Ligapokal. Zudem kann sich ein Verein für die internationalen Wettbewerbe qualifizieren. Jede erreichte Stufe des jeweiligen Wettbewerbs bringt Punkte für die Fanbasis, so dass am Ende eine bestimmte Zahl X die Fanbasis eines Vereins repräsentiert und Anhang derer die Erfolge der Vereine miteinander verglichen werden können.

Mittels einer Gewichtung kann zudem eine zeitliche Komponente integriert werden. Die Erfolge der aktuellen Saison könnten z.B. mit 50% in die Endberechnung eingehen. Die von vor 5 Jahren nur mit 10%.

Im letzten Schritt erfolgt schließlich eine Berücksichtigung der Länderzugehörigkeit. Die Möglichkeiten eines Vereins z.B. aus England sind sicherlich ganz andere als die eines bulgarischen Vereins. Um den Einfluss der Spieler auf diese Komponenten sicherzustellen kann z.B. die 5-Jahreswertung der internationalen Wettbewerbe (Champions League und Europaliga) hinzugezogen werden. Die Vereines der Verbände im oberen Teil der 5-Jahreswertung bekämen einen Platz-abhängigen Bonus – die vom unteren Teil entsprechend einen Malus auf ihre Fanbasis angerechnet.

fmo_fanbasis

Fazit

Sicherlich ist die Berechnung der Einnahmen und Ausgaben eines Fußball-Vereins auf die hier dargestellt Art und Weise eine sehr vereinfachte Sicht der Dinge. Im realen Leben sind Fußball-Vereine längst Unternehmen mit Umsätzen im 3-stelligen Millionenbereich. Dementsprechend müssen sie auch nach allen Regeln der Finanzkunst geführt werden – was sicherlich keine besonders spaßige Angelegenheit sondern harte Arbeit ist.

Ein Spieler erwartet jedoch vor allem Spaß von einem „Fussball Manager“-Spiel. Aus diesem Grund ist eine sehr starke Vereinfachung der Verhältnisse und Vorgänge unabdingbar, jedoch bei Beibehaltung der grundsätzlichen Beziehungen und bei Berücksichtigung der grundsätzlichen Abläufe. Genau darin besteht die Herausforderung der Entwicklung eines Online-Spiels, das im Fußball-Bereich angesiedelt wird: obwohl die Realität sehr komplex und kompliziert ist muss sie aus der Sicht der Spieler als nicht komplex und nicht kompliziert erscheinen. Dann macht auch die schwerste Arbeit ganz viel Spaß!

Gründer von Fussball-Geld.de. Studierter Jurist und Master im Sportmanagement. Interesse für Zahlen, Übersichten, Recht und wirtschaftliche Hintergründe im Fußball.

Discussion2 Kommentare

  1. Mathias Schwabe

    Meiner Meinung nach sollen auch die Merchandising-Einnahmen nicht zu unterschätzen sein. Gibt es einen Grund, warum diese nicht in die Endzahl einfliessen? Zudem kennen wir all die Öl-Magnaten und Scheichs, die eifrig Geld in die Vereine wie Manchester City investieren. Da ist es am Ende egal, wie viele FANS das Team hat. Entscheidend ist nur, wie viel GELD es hat!

  2. Kilian Ingolstadt

    Eine interessante Übersicht, aber in einem Punkt muss ich widersprechen: viele Vereine werden meinem Meinung nach NICHT „nach allen Regeln der Finanzkunst“ geführt. Eher betreiben die Verantwortlichen da so ein Fussballmanager-Spiel. Siehe HSV, Köln, Stuttgart, Bremen… Wer die Profis im Hintergrund hat (Hoffenheim, Wolfsburg, Ingolstadt), der geht allerdings finanziell wie sportlich durch die Decke!

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